Religion einmal anders

Ist das sogenannte geistiges Eigentum in Wirklichkeit eine Religion? Eine interessante Sichtweise, ohne Zweifel.

Über den Begriff ärgere ich mich schon lange, denn er vernebelt eigentlich nur, was wirklich damit gemeint ist. Virtuelle Waren kann man nicht besitzen, jedenfalls nicht in dem gleichen Sinn wie physische Waren. Man kann sogenanntes geistiges Eigentum auch nicht stehlen, denn es lässt sich unbegrenzt vervielfältigen. Man kann es höchstens gegen den erklärten Willen desjenigen, der es in dieser Form anbietet, kopieren und weitergeben. Aber warum darf man das nicht? Die Content-Industrie versucht mit solchen Metaphern ein Dogma zu schaffen, das möglichst nicht hinterfragt werden soll. Denn das ist ihre Geschäftsgrundlage.

Ich halte dieses Dogma jedoch für sehr fragwürdig. Dies soll keine Aufforderung zum Raubkopieren sein (auch so ein abwegiger Begriff) und ich will auch niemanden, der tatsächlich eine Leistung erbracht hat, um seinen gerechten Lohn bringen. Aber auf der anderen Seite muss man sich mal klarmachen, dass das sogenannte geistige Eigentum eigentlich eine Lizenz zum Geld Drucken ist.

Wenn ich für jemanden arbeite, dann bekomme ich dafür bunt bedrucktes Papier, was nichts anderes als das Recht ist, einen Dritten für mich arbeiten zu lassen. Wenn jemand jetzt für eine Stunde eigene Arbeit doppelt so viel Geld bekommt wie andere, dann wird ihm damit das Recht zugestanden, zwei andere Menschen für sich arbeiten zu lassen. In unserer Gesellschaft gibt es auch Menschen, die hunderte andere für sich arbeiten lassen, das ist dann schon moderne Sklaverei.

Vollends wird dieses Prinzip jedoch pervertiert, wenn jemand ohne Einsatz von Resourcen unbegrenzt viele andere Menschen für sich arbeiten lassen darf.

Ich weiß keine einfache Lösung für dieses Problem, aber so ist es auf jeden Fall nicht gerecht. Selbst dann, wenn man an einen sich selbst regulierenden Markt glaubt (ich habe da so meine Zweifel), bleibt es ein Problem: Monopole (Patente, Markenrechte, Urheberrechte) hebeln die Marktmechanismen aus.

Die Tatsache, dass die Rechtmäßigkeit solcher Monopole so tief in unserer Gesellschaft verwurzelt ist, dass sie nicht mehr hinterfragt wird, zeigt, dass es sich tatsächlich um eine Religion handelt: Glauben ohne Grundlage.

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