kaputte Abituraufgaben: Mathe LK

Das Schulministerium in NRW hat sich ja bei der Einführung des Zentralabiturs nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Jetzt gab es schon ein paar Durchläufe, aber Fehler passieren immer noch. Ok, das sind nunmal Menschen, und Menschen machen Fehler. Aber wenn alle, über dessen Schreibtische diese Aufgaben vor der Veröffentlichung wandern, ihre Arbeit richtig machen würden, dann könnte man einen Großteil dieser Fehler vermeiden.

Unser Schulleiter hat mir von einer Aufgabe berichtet, in der offenbar die zweite Ableitung einer Funktion mit dessen Krümmung verwechselt wurde. Solche Aufgaben bestrafen diejenigen, die sich zu viele Gedanken darüber machen. Viele werden den Fehler vielleicht gar nicht bemerken, und einfach das Naheliegende tun, nämlich das, was auch gemeint war. Aber wer etwas weiter denkt, der merkt, dass das so nicht richtig sein kann. Das kostet dann wertvolle Zeit.

Ein weiteres Beispiel ist mir heute untergekommen. Die Aufgabe ist leider online nicht verfügbar und ich kann sie auch nicht selbst online stellen. Es läuft jedenfalls auf einen Rotationskörper hinaus, von dem man das Volumen durch mehrere “geeignete umbeschriebene Zylinder” annähern soll. Das Problem bei der Sache: Die Funktion, die diesen Rotationskörper beschreibt, ist in dem relevanten Intervall nicht monoton. Um es richtig zu machen, müsste man den Hochpunkt bestimmen. Dieser ist aber leider irrational und es ist wirklich keine Freude, ihn exakt zu berechnen. Das kostet Zeit, die man in der Abiturprüfung einfach nicht hat. Schaut man in die Musterlösung, dann sieht man, dass das auch gar nicht erwartet wird: Da wird die Funktion einfach so behandelt, als wäre sie monoton steigend; es wird einfach immer der Radius auf der rechten Seite berechnet. Dies ist sicherlich eine Näherung, aber es sind definitiv keine umbeschriebenen Zylinder. Soetwas darf einfach nicht passieren, es müsste ein Hinweis auf diese Vereinfachung gegeben werden.

Bei einer anderen Aufgabe soll man das Gewicht einer Rampe aus Beton berechnen. Der gesunde Menschenverstand sagt einem schon, dass in Wirklichkeit die Masse gemeint ist. Das Gewicht ist eine Kraft und Kräfte misst man in Newton und nicht in Kilogramm. Im Alltagsgebrauch wird das gerne durcheinandergeworfen, aber hätte das Ministerium nicht jemanden fragen können, der sich mit sowas auskennt?

Bei der gleichen Aufgabe direkt der nächste Klopper: Man soll bestimmen, wie weit ein Skateboarder von einem Punkt auf der Rampe springen müsste, um sicher zu landen (gemeint ist hinter der Rampe). Die Musterlösung erwartet jetzt den waagerechten Abstand von dem Absprungpunkt zu dem (tiefer liegenden) Fußpunkt der Rampe an dessen Ende. Das Problem dabei: Der Skateboarder würde einfach an der hinteren Kante der Rampe hängen bleiben, wenn man von einer Parabel als Sprungbahn ausgeht. Die Rampe ist auf der Rückseite nicht senkrecht, also ist es durchaus ein Unterschied, ob man den Fußpunkt oder den oberen Punkt (auf Höhe des Absprungpunktes) nimmt. Ist das niemandem aufgefallen?

Ich bin mal gespannt, ob die Aufgaben in Zukunft besser werden, immerhin soll es ja jetzt eine unabhängige Kontrollkommission geben – aus Leuten, die Ahnung davon haben.