Weihnachtsferien, endlich!
Ich habe hier ja schon länger nichts mehr geschrieben, aber dafür gibt es einen einfachen Grund: Ich habe angefangen, Medizin zu studieren. Heute war letzter Uni-Tag in diesem Jahr und das gibt mir die Gelegenheit, mal eine kleine Bilanz der ersten Eindrücke aufzustellen.
Ich habe ja viele Gerüchte von vielen Leuten gehört, bevor ich angefangen habe. Es hieß, man habe Unmengen an Stoff auswendig zu lernen, vieles sei nicht zu verstehen sondern nur zu pauken, man müsse so viel lernen, dass man keine Freizeit mehr habe, Vorklinik sei sowieso nur eine Qual und nicht interessant, aber da müsse man halt durch.
Um es vorweg zu nehmen: Das meiste stimmt nicht, zumindest nicht in meinen Augen. Das Einzige, was wirklich lernintensiv ist, das ist die makroskopische Anatomie, die hat es wirklich in sich. Alles andere stellt nicht wirklich ein Problem dar. Die Mär, man müsse unbedingt Bio bis zum Abi belegen, am besten als LK, habe ich schon vorher nicht geglaubt und mir das Fach in der Schule gespart. Kommilitonen haben mir nach der Klausur auch schon versichert, ihnen hätte die Schul-Biologie nicht viel genützt. Ich fand’s eigentlich recht machbar, die Stoffmenge hält sich da durchaus in Grenzen. In Chemie bewegen wir uns immer noch im Rahmen des GKs, den ich glücklicherweise belegt habe, so reicht mir auch da die Vorlesung vollkommen aus. Histologie ist eher ein Fach zum Verstehen und Erleben; natürlich braucht man eine solide Grundlage, die man halt lernen muss, aber es ist einfach auch eine Frage der Übung: Je öfter man mikroskopiert, desto mehr erkennt man (und erkennt es auch wieder).
Das einzige Fach, was wirklich Lernaufwand erzeugt, ist wie gesagt Makro. Jetzt ist erstmal der Bewegungsapparat dran. Die Knochen sind ja noch harmlos, es sind nur gut 200. Dass unser Skelett symmetrisch ist, vereinfacht die Sache durchaus enorm. Arbeit machen die Muskeln mit Ursprung, Ansatz, Funktion, Innervation. Wenn man Wikipedia glaubt, dann besitzt “jeder gesunde Mensch […] 656 Muskeln”. Diese fast apodiktische Aussage ist natürlich nicht haltbar (es gibt Muskeln, die nicht regelmäßig bei jedem Menschen vorkommen; außerdem ist die Anzahl auch abhängig von der Frage, ob bestimmte Fasern als eigenständiger Muskel aufgefasst werden oder nicht), aber es kommt ja auch nur auf die Größenordnung an. Wenn man sich die Mühe machen möchte, dann kann man die Funktion (die bei weitem nicht immer so eindeutig und klar ersichtlich ist) durchaus erarbeiten und verstehen. Aber den Rest muss man halt einfach lernen. Dazu kommt dann natürlich noch Systematik und Topografie der Leitungsbahnen (im Wesentlichen Nerven und Arterien).
Was die Freizeit anbelangt, so habe ich mir die Abende mit meiner Freundin nicht nehmen lassen und auch der eine oder andere Kino-Besuch war drin. Dafür brauche ich aber jetzt auch die paar freien Tage, um mir den ganzen Stoff mal vernünftig (möglichst nachhaltig) draufzuschaffen.
Mein Fazit: Es ist viel Arbeit, aber es macht auch viel Spaß. Ich habe viele neue Leute kennengelernt, die genauso verrückt sind wie ich, und ich habe durchaus schon spannende Erfahrungen gemacht. Anatomisches Wissen macht zwar laut unserem Professor einsam (man wird in der Bahn etwas seltsam angeschaut, wenn man sich über den Musculus sternocleidomastoideus unterhält) aber trotzdem gibt es ein gutes Gefühl!